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«Time is running (out)»

Open-Air-Ausstellung am Ländliweg (Lageplan A7)
International Photo Festival Olten
23. bis 27. August 2023

Ich freue mich, Teil der Ausstellung «Time is running (out)» zu sein. Wir betrachten die Ausstellung als ganzheitliche Schau, als facettenreiches Kaleidoskop, das die verschiedenen Aspekte des Wandels und Umbruchs, denen wir in der heutigen Zeit ausgesetzt sind, reflektiert. Inmitten dieser Darstellung stehen Menschen, die ihre individuelle Perspektive einbringen und kommentieren, aber auch unsere Umwelt, auf die wir direkt oder indirekt Einfluss nehmen. Die Ausstellung präsentiert sich somit als ein zusammenhängendes Ganzes, das über einzelne Geschichten hinausgeht.

Es geht um mehr als um das Festhalten des Moments – die Fotografien öffnen Türen zu neuen Wahrnehmungen und stellen die Fragilität der Zeit in den Mittelpunkt. Sie laden ein, unsere eigenen Ansichten zu hinterfragen und uns auf die Vielschichtigkeit des Wandels einzulassen.

Jede Fotograf*in präsentiert ihre eigene Interpretation zum Thema Wandel. Zu jedem Bild oder Bilderpaar gibt es auf 13Photo eine kleine Geschichte der jeweiligen Fotograf*in zu lesen. www.13photo.ch

Die Strassen sind leergefegt, kein Mensch sitzt im Tram.
«Bleiben sie zu Hause. Bitte. Alle.» steht auf Plakaten, klingt es aus dem Radio.

Dabei ging beinahe vergessen: Etwa 80% der arbeitenden Bevölkerung arbeiteten auch in Zeiten des Lockdowns. An der Front, im Homeoffice oder hinter verschlossenen Türen. «The New Normal?» ist eine Auseinandersetzung mit der aktuellen und sich konstant verändernden Corona Situation und deren Auswirkung auf den Arbeitsalltag. Das Projekt gibt Einblick in die aktuellen und neuen Arbeitswelten, die uns noch eine Weile begleiten werden.

The New Normal? Eine Spurensuche.

Die Arbeit ist unveröffentlicht. Ganze Geschichten und Texte auf Anfrage.

Da ist die Herren-Gewandmeisterin des Schauspielhauses, welche mit ihrem Team Community-Masken für alle Mitarbeiter und eine soziale Institution genäht hat. Der Bäcker, welcher den Balkankrieg erlebte und sagt, dass nichts so schlimm werden kann, wie die Situation damals. Die Hebamme, die ihre Wöchnerinnen für die medizinische Nachsorge nur so kurz wie möglich besuchen darf. Hier ist auch der Stuhlflechter mit autistischer Veranlagung, dem das Social Distancing mehr entspricht als die Welt vor Corona. Der Rettungssanitäter arbeitet neu in Schutzmontur und die Primarlehrerin im leeren Klassenzimmer. Besucht habe ich auch den Maler, welchen nichts aus der Ruhe zu bringen scheint. Die Textildesignerin, die sich fragt wie Homeoffice mit drei kleinen Kindern funktionieren soll und die Biobäuerin, die schon lange Mitarbeiter einstellen wollte und wegen Corona diesen Schritt nun gewagt hat. Hier ist auch die Coiffeuse, die zu den ersten Betrieben gehört, die wieder öffnen durften und deren Kundschaft heute den Coiffeurbesuch als Familienausflug, den ersten seit Corona, bezeichnet. Da ist der Tätowierer, von den Ärtzen aus der Risikogruppe entlassen mit den Worten «schauen sie, dass sie nicht krank werden», dem die Anstrengung und das zweistündige Tragen einer FFP2 Maske ins Gesicht geschrieben steht. Die Grafikerin und Umweltberaterin, die durch die Schliessung eines Unternehmens kurz vor Corona arbeitslos wurde und jetzt täglich als freiwillige Helferin unterwegs ist.

Bis heute habe ich 22 Protagonisten besucht, portraitiert und ihre Geschichten notiert. Einige Zeit nach der Pandemie werde ich sie erneut treffen.
Wie werden sie auf diese Zeit zurück blicken?

Entstehen soll ein Zeitdokument aus Text und Bild. Die genaue Form ist noch offen. Die hier gezeigten Bilder sind eine Auswahl und verstehen sich nicht als abgeschlossene Arbeit.


Am 11. März 2020 stuft die Welt Gesundheits Organisation Corona als weltweite Pandemie ein. Die Ereignisse überschlagen sich, auch in der Schweiz. Bereits am 13. März werden die Schulen geschlossen. Nur drei Tage später, am 16. März 2020 erklärt der Bundesrat die «ausserordentliche Lage» und beschliesst einen partiellen Lockdown.

Bis Ende April waren die Einschränkungen für die Bevölkerung und die Wirtschaft massiv. Der Lockdown legte das öffentliche Leben in der Schweiz lahm. Die Leute waren aufgerufen, daheim zu bleiben; fast alle Geschäfte, die Restaurants, Museen, Kinos oder Bibliotheken blieben geschlossen, anstatt Schule gab es Homeschooling, die öffentlichen Verkehrs­mittel fuhren leer und reduziert, in Pflege- und Alters­heimen galt ein striktes Besuchsverbot.

Am 27. April beschloss der Bundesrat erste Lockerungen: Sofern sie ein Schutz­konzept vorlegten, durften Bau- und Garten­fachgeschäfte sowie Blumen­läden wieder öffnen. Zugelassen wurden zudem Coiffeur­salons, Massage­studios, Kosmetik­salons oder Tattoo-Studios. Am 11. Mai folgt die Öffnung der Volksschulen. Auch Märkte und alle Einkaufsläden dürfen wieder öffnen. Ab dem 8. Juni nehmen auch Mittel-, Berufs- und Hochschulen, Museen und Bibliotheken und Zoos den Betrieb wieder auf.

Diese ausserordentliche Lage, die dem Bundesrat ausser­ordentliche Kompetenzen beschert, wurde per 19. Juni 2020 beendet. Per 22. Juni werden die Massnahmen weitgehend aufgehoben. Veranstaltungen mit bis zu 1000 Personen sind nun wieder möglich. Was bleibt sind die Hygiene- und Verhaltensregeln, welche neu unseren Alltag beeinflussen. Ungewiss bleibt die Auswirkung auf die Wirtschaft sowie die Wahrscheinlichkeit einer zweiten Welle.