Flachs Sugo Tandem – Geschichten aus dem Schrebergarten
Die Autorin Stephanie Elmer und die Fotografin Gabi Vogt sind vier Jahre lang in den Mikrokosmos Schrebergarten eingetaucht. Sie haben vierzehn Gärtnerinnen und Gärtner besucht und sie in Text und Bild porträtiert. Die Geschichten erzählen von Freundschaften, von früher und heute, von Fernweh und Heimweh. Und natürlich von der Faszination am Gärtnern. Das Buch ist wie ein Spaziergang durch die kleinen Paradiese. Es zeigt, dass diese grünen Flächen auch ein Kulturgut mit ökologischer und sozialer Bedeutung sind.
Da ist zum Beispiel die Geschichte von Stefano, der einst als 16-Jähriger von Süditalien in die Schweiz gekommen ist, um zu arbeiten und die Familie zu Hause zu unterstützen. So schnell wie möglich wollte er wieder weg. Die Sprache klang fremd, es war kalt und das Heimweh gross. Lange ist es her, mittlerweile ist er pensioniert und das Heimweh hat sich in Sehnsucht gewandelt – nach einer Heimat, die es so nicht mehr gibt, die aber in den Erinnerungen konserviert ist. Einmal im Jahr verarbeitet er mit seinen Freunden im Garten 200 Kilogramm Tomaten zu Sugo.
Oder die Geschichte von Kathrin, Martin und Lea, alle Mitte dreissig, die sich in ihrem Garten mit der Philosophie der Permakultur beschäftigen.
Da ist auch die Geschichte von Christina, die vor über 40 Jahren als ledige Frau einen Garten übernommen hat. Dabei hat sie einen Sturm ausgelöst, der über die Gärten – damals noch eine Männerwelt – gebraust ist.
«Am Anfang standen Onkel Werni und die fliegenden Setzlinge. Stephanie Elmer und Gabi Vogt haben Geschichten aus Schrebergärten zusammengetragen.
Onkel Werni also. Der Verwandte, der in seinem Schrebergarten mit Dynamit hantierte und statt Mäuse Setzlinge durch die Luft fliegen liess. Onkel Werni, der aus seiner kleinen Welt die grössten Geschichten erzählte, wie sich Stephanie Elmer im Editorial des Buchs «Flachs, Sugo, Tandem» erinnert. Die Anekdote erzähle viel darüber, wie gute Geschichten entstünden, schreibt sie, «dort, wo Menschen zusammenkommen, um zu sein und zu werkeln». Und sie war ihr Inspiration für das Buch.
Elmer, hauptberuflich beim Magazin «Transhelvetica» tätig, hat sich gemeinsam mit der Zürcher Fotografin Gabi Vogt auf die Suche nach solchen Geschichten gemacht. 14 davon haben sie für ihr Buch zusammengetragen, erzählt anhand von 14 Gärten und ihren Gärtnerinnen und Gärtnern. Das Buch ist so etwas wie ein Standardwerk für den Couchtisch eines jeden Schrebergärtners (und all jener, die von einem Garten oder auch nur einem Hochbeet auf dem Balkon träumen). Es ist kein Buch, das man liest, sondern eines, in dem man immer mal wieder gerne blättert. Weil die Texte sorgfältig verfasst, die Fotos sorgfältig ausgewählt und das Ganze äusserst ansprechend gestaltet ist. Auch zugeschlagen bereitet es Freude, dank des schlichten Umschlags und der stimmigen Proportionen nimmt man es gerne in die Hand. Schlägt es auf und taucht ein – in das kleine Paradies der Flachsbäuerin. Oder in jenes der 87-Jährigen, das im Verschwinden begriffen ist.» (bra)
Tages Anzeiger, Bellevue, 17. Juli 2019
Verlag: edition clandestin
Fotografie: Gabi Vogt
Text: Stephanie Elmer
Gestaltung: Karin Meier, Formatur und Felix Gübeli, 8grafik